
Einmal aufgenommen, nie veröffentlicht und dann vergessen? In 70% der Fälle ja, in folgenden zehn aber ein klares NEIN! Hin und wieder tauchen sogenannte „unveröffentlichte Songs“ nämlich doch auf den unterschiedlichsten Wegen auf. Nicht auf offiziell legalem Weg wie z.B. über eine Album-Release, aber über eine sogenannte „Leak“ im Netz. Größtenteils von Hackern aus versendeten Mails herausgefilterte Musiktitel, die einst aufgenommen und dann aber doch vom Radar genommen wurden. Es gibt aber auch Fälle wie zu „Baby Brown Eyes“, in denen Rihannas Wegbegleiter selbst die Kompositionen oder zumindest Ausschnitte daraus ins Netz stellten. Gleich 21 ihrer eigenen Songs erreichten uns so bereits in den letzten zwölf Jahren. Zehn davon wollen wir uns mal genauer anschauen, immerhin kenne viele Fans diese Songs nicht einmal. Sämtliche Titel gibt es nämlich weder in den Charts noch über Spotify und Co zu hören.
Wer wusste daher schon, dass eines dieser Lieder am Ende bei der deutschen Sängerin Jeannette Biedermann landete? Oder wir allein in diesem Jahr eigentlich schon DREI neue Rihanna-Songs erhalten haben? Die zwei neuesten Werke: „Just Feel It“ und „Same Old Love“. Letztere wanderte später zu Selena Gomez über. Alle Songs und deren Hintergrundgeschichten, gibt es daher nun bei uns nachzulesen. Denn wenn uns Rihanna schon keine neue Musik anbietet, kramen wir halt in ihrer Vergangenheit herum:
Just Feel It
„Fühl Es Einfach“ tauchte zuerst am 24. Juni 2018 im Netz auf. Hacker der Gruppierung „MusicMafia“ stellten eine Zwölf-Sekunden-Snippet daraus auf ihre Webseite und versahen die Tonspur mit der düsteren Shoutout „Music Mafia“. Vor wenigen Tagen tauchte nun eine weitere Sequenz auf, die uns den Refrain der R&B-Nummer in besserer Qualität vorstellt. Dem Text zufolge geht es mit Sicherheit um Sex, immerhin ruft Rihanna ihren Partner dazu auf nicht so gehemmt zu sein. Auch sie würde immerhin schon den ganzen Tag darauf warten. Warum es die von James Fauntleroy geschriebene Nummer (u.a. auch „Rude Boy“ und „James Joint“) letztendlich nicht auf „ANTI“ schaffte, wissen wir leider nicht. Der Song wurde allerdings schon 2015 aufgenommen.
Same Old Love
Auch die 14 Sekunden aus diesem Titel tauchten im Mai 2018 zuerst über „MusicMafia“ auf. Außer der Refrain-Zeile „ohh-ohh-ohh (that same old love)“ ist jedoch nichts aus dem Song zu hören. Rihanna nahm den Song allerdings schon im Sommer 2014 auf, wie uns eines ihrer Twitter-Posts bestätigt. Da Rihanna den Titel später jedoch aufgab, schnappte sich Selena Gomez die „Selbe Alte Liebe“ und veröffentlichte ihn sogar als zweite Single ihres zweiten Studioalbums „Revival“ (2015). Geschrieben wurde die Nummer u.a. von Sängerin Charli XCX, während Stargate (u.a. auch „Unfaithful“ und „Only Girl (In The World)“) sowie Benny Blanco (u.a. auch „Diamonds“) die Produktion übernahmen. Es waren somit Leute am Titel beteiligt, die zu „ANTI“ und auch dem Soundtrack zu Dreamworks-Animationsfilm „Home“ ebenfalls mit Rihanna im Studio waren. Charli XCX verriet über Tumblr später noch, dass sich Rihanna am Ende gegen den Titel entschieden hat, da sich „ANTI“ in eine andere musikalische Richtung entwickelt habe. Im Electropop-Song wäre es Rihanna aber über eine verflossene Liebe gegangen. Sie hat ihren Typen satt und schließt nun endgültig mit ihm ab.
Rihannas Version wurde übrigens wie auch „Just Feel It“ auf der Webseite der Hacker zum Verkauf angeboten und wurde auch tatsächlich erworben. Gezahlt werden kann hier nur über verschlüsselte Bitcoins. Der anonyme Käufer bot daher rund 300€ (Wert heute für 0.05 Bitcoin) für den vollen Song und ist nun selbst Herr darüber. MusicMafia verspricht nämlich, dass jeder Titel nur einmal verkauft wird. Die volle Version wird mit Sicherheit aber nicht mehr im Netz landen – der Erstuploader würde sich für den Erwerb vom Schwarzmarkt strafbar machen.
Used To (Nobody) feat. Chris Brown
In „Früher Habe Ich (Niemand)“ singt das einstige Liebespaar im Duett und ist sich dabei sicher: Früher war alles besser, als sie sich noch geliebt haben, denn niemand anders kann sie so lieben wie sie sich untereinander. Am 27. Mai 2017 tauchte der Titel plötzlich in voller Länge im Netz auf. Aus welcher Zeit der doch ungewohnt klingende Song stammt, ist unklar, allerdings klingen die Stimmfarben schon eher nach einer Rihanna Post-2010 und somit der Zeit nach der ersten Trennung. Chris Brown steckte zu der Zeit der Leak kurz vor der Veröffentlichung seines achten Studioalbums – gut möglich also, dass er oder sein Team den Song selbst online stellten, um bloß ein wenig Aufmerksamkeit auf das Projekt zu richten: Omg, ist da etwa ein Rihanna-Song drauf? Offiziell wurde die siebte Zusammenarbeit der beiden aber nie veröffentlicht.
Put It Up feat. Chris Brown
Auch „Put It Up“ wurde nie auf den Markt gebracht. Die von Bangladesh (u.a. „Cockiness (Love It)“) produzierte Nummer wurde im Jahr 2012 aufgenommen und tauchte im April 2015 urplötzlich im Netz auf. Dem Duett zufolge wurde der Titel höchstwahrscheinlich in dem Zeitraum aufgenommen, in dem sie wieder ein Paar waren und u.a. auch Unapologetics „Nobody’s Business“ aufgenommen haben. „Put It Up“ hätte am Ende auch auf Chris Browns sechstem Studioalbum „X“ landen sollen, welches am 12. September 2014 erschien. Rihanna hatte ihm die Veröffentlichung jeglicher gemeinsam aufgenommener Songs jedoch untersagt – mit Erfolg: Das Album erschien erst Monate nach dem ursprünglichen Termin. Selbstverständlich geht es in dem Titel derweil um Sex, wie sie im gemeinsamen Chorus bestätigen: „lass mich dein Leben verändern, ich schwöre es wird in Ordnung sein / schwitze wie ein Wasserbett auf mich / ich werde deinen ganzen Körper erkunden / leg es genau da hin“. In einem MTV-Interview kündigte Chris Brown den „sexy R&B-Song“ daher auch schon im April 2013 an: „Ich wollte keine Pop-Nummer mehr, denn genau das würde man von uns erwarten. Ich wollte sie mal über einen Song singen haben, den es in der Form noch nie von ihr gegeben hat.“
Schade, dass es mit der Veröffentlichung nicht geklappt hat. Auch „Counterfeit“ scheiterte aus denselben Gründen und schaffte es nie über die Grenzen eines Mixtapes hinaus: Begleitet von Rapper Wiz Khalifa und Sängerin Kelly Rowland packte Chris Brown die Rihanna-Leftover einfach auf sein Mixtape Before The Party, die am 27. November 2015 veröffentlicht wurde. Die Solo-Version ohne Kelly Rowland tauchte jedoch schon vorher im Netz auf. Die Version MIT Kelly Rowland hingegen gibt es zumindest über Spotify zu hören. Der Song wurde von Danja produziert und tauchte erstmals im Februar 2014 auf. Chris Brown behauptete in dem Zeitraum via Twitter noch, dass seine Ex-Managerin seine alten Songs ohne jegliche Absprachen ins Netz stellen würde.
Whipping My Hair
„Meine Haare Schwingen“ tauchte im Netz auf, als Rihanna gerade ihre „Good Girl Gone Bad: Reloaded“-Ära beendete. Im Frühjahr 2009 war der volle Titel plötzlich da. Woher? Weiß kein Mensch. Das besonders Skurrile daran? Ein Jahr darauf tauchte der Song noch einmal auf. Dieselbe Komposition, derselbe Songtext, aber eine andere Sängerin: Auch Jennifer Lopez hatte den Song wohl schon vorliegen. In beiden Varianten wurde er aber nie offiziell veröffentlicht. Weitere Informationen gibt es auch nicht zum Titel, vom Sound her klingt es aber definitiv nach einem Song aus der vorhergegangenen „Good Girl Gone Bad“-Ära. Rihanna singt im Song übrigens darüber wie sie versucht die Aufmerksamkeit eines Typen ihrer Begierde zu erlangen. Sie kann das Gefühl gar nicht wirklich beschreiben, schmeißt sich aber voll ins Zeug…
Bubble Pop feat. will.i.am
Ebenfalls ein Klassiker aus dem Jahr 2009: Hacker stellen „Bubble Pop“ gegen Ende des Jahres ins Netz und liefern uns nach Rated Rs „Photographs“ bereits die zweite Zusammenarbeit mit Black Eyed Peas-Frontmann will.i.am. Der Song wurde in den jüngsten Jahren zuvor aufgenommen und war somit entweder für Good Girl Gone Bad oder Rated R bestimmt. Und während Will bloß die Backup-Vocals eingesungen hat, singt Rihanna von ihrer sogenannten Blase um sich herum, die sie von externen Einflüssen schützt. Für den Jungen, den sie in der zweiten Strophe auch direkt anspricht, lässt sie diese aber zerplatzen und ermöglicht ihm so sich ihr zu nähern.
How I Like It
In diesem Fall können wir die Worte der beiden Vorgänger bloß wiederholen: „So Wie Ich Es Mag“ erschien im Frühjahr 2009 und wurde vom Hacker DJ Neptune geleakt. Höchstwahrscheinlich ebenfalls eine „Good Girl Gone Bad“-Leftover, die seinen Weg nun ins Netz gefunden hat. Eine Sache ließ den Song vor kurzem aber wieder auferleben: „Like It“ wurde im Juni 2018 offiziell auf der Plattform der amerikanischen Gesellschaft zur Wahrnehmung von Musik-Urheberrechten registriert (BMI). Bedeuten tut das aber nichts. Die Komponisten Song Bird, Royal Court sowie Songwriterin Tasha King nahmen sich wohl den Spaß und ließen den Song bloß archivieren. Viele Künstler tun das, um schlicht Aufmerksamkeit zu erlangen. Auch in „Like It“ singt Rihanna wieder mal über die Liebe. In dem Fall ist ihr aber klar, dass es eigentlich nicht funktionieren kann. Sie weiß ihn gar nicht so richtig einzuschätzen, aber irgendwie gefällt er ihr auch. Sie erkennt sich im Spiegel zwar nicht mehr wieder, gibt sich ihm aber völlig hin: „Es ist so, als könnte man deiner Liebe nicht entkommen.“
Answer
Bei „Antworte“ wissen wir mal ganz genau, worum es hier geht. Immerhin stellte uns Rihanna während der Aufnahmen zu „Talk That Talk“ eine Tracklist ins Netz, auf der der Titel eindeutig zwischen „Talk That Talk“ und „Drunk In Love“ zu erkennen war. Man weiß nicht was am Ende genau dagegen sprach, doch die Entscheidung kam definitiv in letzter Minute. Wer sich den CD-Rohling des Albums nämlich genauer ansieht, bemerkt zwischen all den vertretenen Titeln auch noch „Answer“ darauf stehen. Der Song wurde daher noch nach der CD-Presse vom Album genommen. So wirklich loslassen wollte sie den Titel aber nicht. Sie behielt jahrelang die Rechte am Song und entschied sich zu „ANTI“ dazu, den Song einfach erneut aufzunehmen. Doch auch mit neuen Vocals und einem verbesserten Beat, schaffte es die Nummer wieder nicht auf ein offizielles Album. Nachdem dann eine kurze Sequenz daraus an Weihnachten 2017 veröffentlicht wurde, erschien am 04. April 2018 sogar noch der komplette Song. Wie der Titel bereits verrät, versucht Rihanna Antworten zu bekommen. Sie führt ganz offensichtlich eine Affäre mit einem Typen, der eigentlich schon eine Freundin hat. Doch Rihanna will in der Ballade endlich wissen, was nun Sache ist. Sollte er aber keine passende Antwort parat haben, brauch er auch gar nicht erst zu antworten. Verletzt sei sie ohnehin schon, ob nun so oder so…
Teach Me How To Say Goodbye
„Bring mir bei, wie ich auf Wiedersehen sagen kann“, klingt schon nach einer emotionalen Ballade – und ist es auch. Der Song tauchte im Frühjahr 2010 im Netz auf und wurde von Rihannas Entdecker Evan Rogers sowie seinem Partner Carl Sturken geschrieben. Da beide hauptsächlich an ihren ersten beiden Alben beteiligt waren, stammte wohl auch der Song aus den Zeiten von Music Of The Sun und A Girl Like Me. Darauf gelandet ist er aber offensichtlich nicht. Gefallen hat der Titel trotzdem gefunden: In Deutschland! Sängerin Jeanette Biedermann veröffentlichte den Song bereits ein Jahr vor dem Rihanna-Leak auf ihrem siebten Studioalbum „Undress To The Beat“. Zwischen den hauptsächlich von Deutschen komponierten Titeln, findet sich so auf Rang Vier der Tracklist nun eine Nummer von Rihannas Entdeckern wieder… Auch in (kurz:) „Goodbye“ singt Rihanna mal wieder über die Liebe und erneut über eine zerflossene Bekanntschaft. Die Liebe tut ihr schlicht nicht mehr gut, sie kann nicht mehr ein auf die große Liebe tun und will endlich damit abschließen. Unter Schmerzen ist es nun ihre letzte Aufgabe sich von ihm zu verabschieden.
Baby Brown Eyes
Eines der ältesten Rihanna-Tracks überhaupt! Im Jahr 2004 aufgenommen, diente „Baby-Braune Augen“ als Appetizer für die Plattenlabel. Gebündelt auf dem Mixtape „This Is Rihanna“ schickten Rihannas Entdecker die CD an diverse Bosse der mächtigsten Plattenfirmen. Jay-Z und L.A. Reid, als einstige Bosse von Def Jam Recordings, bissen daraufhin zuerst zu und sicherten sich Rihanna für gleich sieben Studioalben. Mit der ersten Preview des Mixtapes durften sie auch in „Baby Brown Eyes“ reinhören. SRP Records – das Label von Evan & Carl – stellte eine Snippet davon im Jahr 2013 ins Netz. Im gewohnten Sound von Music Of The Sun vergöttert Rihanna im Song die Augenfarbe ihres Freundes. Auf ein darauffolgendes Studioalbum hat es der Song aber nie geschafft. Und obwohl selbst das Mixtape später an die Öffentlichkeit gelangte, ist der Titel auch hier nicht mehr darauf vertreten.
Wer all die Titel bislang nicht kannte, der wird auch die restlichen nicht kennen. In unserem Lyrics-Center findet ihr daher eine komplette Auflistung aller unveröffentlichten Songs, die es irgendwie doch ins Netz schafften. Darunter u.a. noch „Tip Pon Toe, „Bad Girl“ feat. Chris Brown sowie die Good Girl Gone Bad-Relikte zu „Hatin‘ On The Club“. Außerdem bieten wir euch hier noch sämtliche Songtexte von Rihanna an – egal ob nun veröffentlicht oder eben nicht.